Schreibwettbewerb "Zeitreise total!"
Im Rahmen des Sonder-Förderunterrichts arbeitete eine Gruppe leistungsstarker Kinder im Fach Deutsch intensiv an ihren Schreibfähigkeiten. Ein paar Kinder entschieden sich, freiwillig am genannten Schreibwettbewerb teilzunehmen. Als die Gruppe aufgrund des neuen Stundenplans aufgelöst werden musste, arbeiteten ein paar der Kinder eigenverantwortlich und alleine weiter an ihren Wettbewerbsbeiträgen und reichten 2 tolle, kreative Geschichten ein.
Unser Leonidas Raphail Giannakis erreicht aus 85 Einsendungen den ersten Platz und erhielt als Gewinner einen stolzen Betrag von 250 € für die Klassenkasse! Zudem durfte Leonidas im Rahmen der Bildungskonferenz MK im Parktheater Iserlohn vor einem großen Publik Stimme verleihen und beeindruckte durch seinen Mut und seine Souveränität. Herzlichen Glückwunsch, Leonidas, zu dieser phantastischen Leistung.
Von Leonidas Geschichte kann man sich hier selbst überzeugen:
Der Ochse
Gelangweilt schlage ich das dicke Buch mit dem Titel „Die Römer“ zu und schiebe es zurück in das Regal. Draußen dämmert es schon, die letzten Sonnenstrahlen der Abendsonne bescheinen die vollgestopften Regale der Bibliothek. Die letzten Besucher schlagen die Bücher zu und gehen nach Hause. Nur die Bibliothekarin räumt noch ein paar Bücher in das holzfarbene Regal, das vor der Tür steht. Frustriert stapfe ich zu der alten Dame: „Verzeihen Sie mir die Unterbrechung.“ „Ja, was gibt es?“, erwidert sie freundlich. „Können Sie mir sagen, wo ich ein möglichst dünnes Buch über die Römerzeit finden kann? Ich muss nämlich bis morgen meinen Geschichtsaufsatz schreiben.“ „Ja, ganz hinten rechts in der Ecke müsste eines liegen“, antwortet die Dame. Dankend drehe ich mich in die vorgegebene Richtung und jogge dorthin. Inzwischen ist die Sonne untergegangen und der Mond taucht alles in sein silbrig-schimmerndes Licht. Das Buch finde ich leider nicht – doch ich entdecke einen Raum. Die Türklinke ist golden und darauf sind geheimnisvolle Muster eingraviert. Ich drücke die Klinke vorsichtig herunter und trete in eine schmutzige, enge Abstellkammer ein und schließe die Tür behutsam hinter mir.
Plötzlich surrt etwas, dann beginnt der Raum zu wackeln. Ängstlich kniee ich mich auf den Boden und halte meine Ohren zu, denn das Surren wird immer lauter. Jetzt dröhnt es noch lauter und ich falle hin. Das Letzte, was ich noch sehe, ist das flackernde Licht, dann wird alles schwarz.
Als ich wieder erwache, erschrecke ich mich sehr. Ich lehne an einer weißen Villa. Überall um mich herum stehen Händler und rufen: „Hier gibt es die schönsten und leckersten Trauben!“ Fassungslos schaue ich über einen kunterbunten, prall gefüllten Marktplatz mitten in Rom. Die Mittagssonne knallt auf die schöne Kulisse. Mitten über den Marktplatz patrouilliert eine römische Patrouille. Die römischen Soldaten sind bewaffnet mit einem spitzen Langschwert und ihre Brustpanzer schimmern silbern. Ihre Rüstung klappert bei jedem Schritt.
Ich höre etwas knurren. Es ist mein Magen. Also gehe ich zu einem der Händler, der eine weiße, edle Tunika trägt, und frage: „Haben Sie eine Laugenstange oder eine Brezel?“ Der Händler schaut verwirrt und antwortet: „Nein, aber wir haben Fladenbrot.“ „Dann geben Sie mir bitte eins.“ Als der Händler mir das Fladenbrot gibt, sagt er: „Drei Denar bitte.“ Ich greife in meine Hosentasche und ziehe drei Euro heraus. Der Händler nimmt das Geld an, mustert es kritisch und schreit: „Das ist ein Betrüger! Er hat falsch bezahlt!“.
Die Patrouille wird hellhörig. Der Hauptmann schreit: „Haltet den Betrüger!“. Die Legionäre laufen auf mich zu. Ich versuche wegzulaufen, doch ich stolpere über das holprige Kopfsteinpflaster. Schnell kommen sie angerannt und packen mich am Arm.
Sie ziehen mich auf ein riesiges Gebäude zu. An der Kreisform und den Säulen, die schon abgebröckelt aussehen, erkenne ich: das muss das Kolosseum sein. Wir gehen in das Kolosseum. Die Legionäre schubsen mich in einen schmutzigen, schummrigen Kerker. Dort sitzt bereits ein anderer mit verschlissener Kleidung. Ich frage ihn verzweifelt: „Was machen die mit uns?“ „Wahrscheinlich den Löwen zum Fraß vorwerfen.“
Plötzlich kommt ein kleiner Mann und sagt mit brummiger Stimme: „Das Publikum ist bereit.“ Mit zittrigen Knien gehe ich einen sandigen Weg hoch. Der kleine, stämmige Mann zieht an einer Stahlkette und es klappert. Ein Tor öffnet sich. Ich bemerke, dass der Verbrecher hinter mir ist. Zögernd laufe ich nach draußen. Hier erstreckt sich eine riesige sandige Fläche. Als das Publikum die Verurteilten sieht, beginnen sie zu schreien. Alle jubeln. Ängstlich schaue ich mich um.
Gegenüber von uns öffnet sich ebenfalls ein Tor und ein wilder Ochse kommt zum Vorschein. Der gefährliche Ochse mit dem schwarzen Fell schabt unruhig mit den Hufen. Er brüllt ein furchterregendes Ochsenbrüllen. Mit den messerscharfen Hörnern voran prescht er auf mich zu.
Auf einmal schmeißen die Zuschauer ihre Gewänder in die Arena. Jetzt braust die Menge doppelt so laut wie vorhin. Jemand schmeißt ein rotes Cape direkt auf mein Gesicht. Hektisch versuche ich, das Cape von mir zu reißen, dabei falle ich um. Was ich nicht wusste, ist, dass der Ochse auf mich zu gerannt kam wegen des roten Cape. Und genau im richtigen Moment bin ich hingefallen und der Ochse ist gegen die Mauer hinter mir geknallt. Das Publikum johlt. Ungläubig schaue ich durch die Menge: Ich habe den Ochsen geschlagen! Doch auf einmal beginnt sich das ganze Kolosseum zu drehen und das Surren ertönt wieder. Ich werde ohnmächtig.
Als ich wieder die Augen aufschlage, bin ich zurück in der Bibliothek. Zerstreut liege ich auf dem Teppichboden und kann Realität nicht von Traum unterscheiden. Ich stehe auf und gehe kopfschüttelnd nach draußen.
Gedankenverloren greife ich in meine Hosentasche und finde eine Münze. Ich ziehe sie heraus und entziffere die Buchstaben: „SPQR“, das waren die Buchstaben, die für das römische Reich standen, das weiß ich aus dem Geschichtsunterricht. Ich denke aufgeregt: Jetzt weiß ich, was ich in meinem Aufsatz schreiben werde!
Aber auch unsere Mädelsgruppe Rugile, Marlene und Lisaaus der 4a hat einen tollen Beitrag eingereicht, den wir hier mit Einverständnis der Kinder natürlich auch teilen möchten.
Die Rettung durch die Zeitreise
An einem sonnigen Samstag wollten Rugile, Marlene und Lisa eine Höhlenführung durch die Dechenhöhle machen. Als sie in der Höhle ankamen, schauten sie sich einen großen, schimmernden Tropfstein an. Ihre Führungsgruppe ging ohne die Mädchen weiter, da sie nicht merkten, dass sie am Tropfstein standen. Die drei Mädchen standen alleine in der Höhle. Es war still und man konnte nur das Tropfen der Tropfsteine hören.
Plötzlich knallte es. Lisa rief: „Es muss das Tor vom Eingang gewesen sein!“ „Wir sind eingesperrt!“ fügte Marlene hinzu. Marlene, Rugile und Lisa liefen zum Tor. Es war wirklich zugesperrt. Sie drehten sich um. Plötzlich stand ein komischer Mann hinter den drei Mädchen.
Er hatte eine schwarze, alter Lederjacke, einen roten Papierzylinder, grüne alte Schuhe und eine orangene, zerrissene Hose an. Aus seiner Hosentasche schaute eine silber-goldene Taschenuhr raus. Der komische Mann stellte sich vor und sagte: „Ich heiße Herr Friedrich Franz von Alpenstein, aber ihr könnt mich auch einfach nur Friedrich nennen.“ Die Mädchen erschraken, da sie keine Ahnung hatten, wer der Mann war. Der Mann fing wieder an zu sprechen und bat die drei Freundinnen: „Bitte nehmt diese Uhr und rettet mich aus der Höhle!“ Da meinte Rugile: „Wie sollen wir dich denn retten, wir sind gerade selber in der Höhle eingesperrt worden!“ Friedrich erklärte: „Ich wurde von einer bösen Hexe verflucht und in das Jahr 2024 geschickt. Ich sitze hier schon ein ganzes Jahr lang fest. Ihr müsst mit meiner Uhr ins Jahr 1510 reisen, damit ihr den Fluch auflösen könnt.“ „Aber was sollen wir im Jahr 1510 machen? Wie sollen wir die Hexe überhaupt finden?“ fragten die Mädchen. Daraufhin antwortete der Mann: „Ihr müsst an der Uhr drehen bis ihr im richtigen Jahr seid. Dann drückt ihr den Knopf an der Rückseite der Uhr. Ihr werdet euch dann teleportieren. Im Jahr angekommen müsst ihr an der alten Hexenschule klopfen. Euch wird bestimmt jemand aufmachen. „Und wenn nicht?“ fragten die Mädchen. „Dann“, antwortete der Mann, „müsst ihr auf die andere Seite der Hexenschule gehen. Dort ist eine Windmühle und daneben ein großer, alter Kirschbaum an dem ein Ast runterhängt. An dem Ast müsst ihr ziehen. Wenn ihr das getan habt, öffnet sich neben der alten Mühle ein Geheimgang. Durch den gelangt ihr in die Schule.“ „Aber Achtung!“, sprach der Mann weiter, „durch diesen Gang gelangt ihr ins Büro von der strengen Hexe. Wenn die euch erwischt, werdet ihr auch verflucht – so wie ich. Und sie wird euch auch an einem dunklen, grausamen, verlassenen Ort einsperren!“ „Oh, nein!“ riefen die Mädchen wie aus einem Mund. Friedrich fügte hinzu: „Und dann gibt es für euch kein Zurück mehr. Also lasst euch auf keinen Fall erwischen!“ „Na gut!“, meinten die Mädchen. Denn sie verstanden, dass sie ansonsten selber auch nicht mehr aus dieser Höhle herauskommen würden. Es waren Sommerferien und dies war die letzte Führung bis zum Ende der Ferien gewesen. „Wir werden alles versuchen, um dich und uns aus dieser Höhle zu befreien!“, versprachen Rugile, Marlene und Lisa. „Gut!“ sagte der Mann. Er übergab den Mädchen die Uhr und sie fing in ihren Händen an zu leuchten. „Dies musste ein gutes Zeichen sein!“ dachte Rugile.
Marlene verstellte die Uhr bis die Zeit im Jahr 1510 eingestellt war. Dann drückten die Freundinnen alle zusammen den kleinen roten Knopf auf der Rückseite der Uhr. Ein Wirbel begann sich über den Köpfen der Mädchen zu drehen. Plötzlich waren sie weg. Sie schlossen ihre Augen. Erst als sie wieder festen Boden unter ihren Füßen spürten, wagten sie es, die Augen wieder zu öffnen. Sie befanden sich nun in einem Park unter einem großen Baum. Um sich herum sahen sie viele Kutschen, die von Pferden gezogen wurden. Sie wussten nicht, wohin sie gehen sollten, da sie den Weg zur Hexenschule nicht kannten. Lisa sagte: „Ich frage einfach jemanden, in welche Richtung wir gehen sollen!“ Sie ging zu einem Mädchen und sagte: „Entschuldigung, ist hier in der Nähe irgendwo eine Hexenschule?“ Das Mädchen antwortete: „Ja! Die Hexenschule ist gleich da vorne, ich gehe auch dorthin. Soll ich euch dorthin führen?“ „Ja, gerne!“ sagte Marlene. Zu viert gingen die Mädchen zur Schule. Dort angekommen klopften sie immer wieder an der Tür der Hexenschule, aber es machte niemand auf.“ „Ich bin übrigens Gretel“, stellte sich das Mädchen aus der Hexenschule vor. „Und wer seid ihr?“ „Wir sind Rugile, Marlene und Lisa.“ Antworteten die Mädchen. „Ich kann euch leider nicht mehr helfen.“ Sagte Gretel. „Die Schule ist schon zu, aber der Direktor und der Hausmeister müssten noch in der Schule sein.“ „Alles klar!“ meinte Rugile. Gretel ging wieder.
„Das“, rief Lisa, „ist unsere Chance durch den anderen Eingang zu gehen!“ Sie liefen schnell auf die andere Seite der Schule und sahen die Mühle neben der ein großer Kirschbaum mit schönen Blüten stand. Lisa, Marlene und Rugile zogen gemeinsam an dem dicken runterhängenden Ast und es öffnete sich tatsächlich ein dunkler Gang. Sie trauten sich aber nicht hindurchzugehen. Marlene sagte verärgert: „Was, wenn Friedrich uns reingelegt hat?“ „Ach, komm schon, es wird bestimmt nichts Schlimmes passieren!“ meinte Rugile. Die drei gingen ängstlich durch den finsteren Gang. Sie hörten immer wieder komische Geräusche bis Lisa rief: „Da! Ich sehe Tageslicht!“ Schnell liefen sie alle zum Ausgang. Rugile flüsterte: „Oh nein, da vorne ist die Hexe! Passt auf!“ Die Mädchen warteten und warteten bis die Hexe weg ging. Leise machten sie das Tor auf und schlichen sich ins Büro. „Was ist, wenn jemand uns erwischt?“ fragte Marlene ängstlich. „Das wird nicht passieren, wenn wir uns Hexenuniformen anziehen!“ rief Rugile leise. „Und woher sollen wir die bekommen?“ fragte Marlene zurück. Rugile zeigte auf einen Haufen frischgewaschener Schuluniformen. Jedes Mädchen zog sich schnell ein grünes Hexenkleid, einen blauen Hexenhut und weiße Strumpfhosen an. Als Hexen verkleidet schlichen sie sich in ein kleines Zimmer mit vielen Stühlen und Tischen. Die Tapeten waren alt und zerrissen. Auf einem alten Holztisch lagen viele beschriftete Blätter. „Das muss das Lehrerpult sein!“ flüsterte Marlene. „Achtung“, rief Rugile, „ich höre Schritte auf uns zukommen!“ „Das muss der Direktor sein“ meinte Lisa. Darauhin sagte Marlene: „Schnell, versteckt euch!“ Doch es war zu spät. Der Direktor stand bereits vor ihnen. Die Mädchen erstarrten. „Was macht ihr denn hier? Die Schule ist schon längst geschlossen!“ fragte er. Da entdeckte Lisa ein Heft und sagte: „Wir hatten Aufräumdienst und haben dieses Heft gefunden.“ „Bringt es zum Hausmeister,“ sagte der Direktor, „er wird es dem Mädchen dann morgen geben.“ „Na gut“, sagte Lisa, „das machen wir!“
Also machten sich die drei Mädchen auf den Weg zum Büro des Hausmeisters. Dort stand aber nicht der Hausmeister, sondern die böse Hexe mit einer langen Liste. Auf dieser Liste standen die verfluchten Menschen drauf. „Was wollt ihr hier?“ fragte sie streng. Rugile antwortete: „wir wollen dem Hausmeister dieses Heft geben. Das hat uns der Direktor gesagt“. „Ich hole ihn schnell“ meinte die Hexe und ging. Die Mädchen schauten sich um. Sie sahen die Liste, die die Hexe hinterlassen hatte. „Da steht Friedrich drauf.“ bemerkte Lisa. „Daneben ist eine blaue Kugel abgebildet. Wahrscheinlich ist dort der Fluch drin.“ Rugile rief aufgeregt: „Da vorne stehen ganz viele Kugeln und dort ist die blaue!“ Schnell holte Marlene die Kugel aus dem Regal. „Wir müssen zurückreisen, um den Fluch zu brechen!“ rief Lisa. Rugile stellte die Uhr schnell auf 2025 und drückte auf den kleinen roten Knopf auf der Rückseite. Wieder umschloss ein Wirbel die drei Mädchen.
Plötzlich waren sie wieder in der Höhle, wo der Mann bereits auf sie wartete. „Gut gemacht!“ rief er zu den Mädchen. Der Mann nahm die Kugel und schmiss sie auf den Boden. Sie waren gerettet! „Morgen sind die Sommerferien vorbei und wir können raus, denn hier ist die Zeit schneller vergangen als in der Zeitreise.“ Erklärte der Mann. Die Kinder legten sich erschöpft auf den Boden und schliefen ein, denn es war bereits später Abend.
Als am nächsten Morgen das Tor wieder geöffnet wurde, rannten die Mädchen schnell zu ihren Familien und winkten dem Mann zum Abschied.